Vor einiger Zeit habe ich Euch Tipps dazu gegeben, was Ihr tun könnt, damit Lebensmittelunverträglichkeiten Euch nicht die Reise ruinieren. Daraufhin haben sich die Macher der Delicardo Foodcards bei mir gemeldet und mich gefragt, ob ich Lust hätte ihre Foodcards auf Reisen zu testen.

Die Foodcards

Foodcards sind kleine Kärtchen in Visitenkartenformat. Auf der einen Seite sind die Zutaten aufgelistet, die Du nicht verträgst und die Produkte, in denen diese Zutaten vorkommen können. Auf der Rückseite stehen unter “Darf essen” Zutaten, die stattdessen verzehrt werden können. Auf meinen steht beispielsweise unter “Darf nicht essen”: Kuh-, Ziegen-, Schafsmilch und -produkte (z.B. -pulver, wenig gereifte Käsesorten, Jogurt, Kondensmilch, Molke).”  Neben den Produkten, in denen diese Zutaten enthalten sein können steht in der Aufzählung auch der Hinweis, unbedingt die Zutatenliste zu kontrollieren. Unter “Darf essen” steht beispielsweise: “Frisch zubereitete Speisen aus Gemüse, Kartoffeln, Getreide, Fisch, Fleisch, Eiern, Obst, Nüssen Samen und Kräutern” sowie erlaube Käsesorten und Ersatzprodukte, wie Soja-, Reis-, oder Mandelmilch. Da Lebensmittelunverträglichkeiten von Person zu Person sehr unterschiedlich ausfallen, sind die Foodcards veränderbar. Bei der Bestellung kann zum Beispiel angegeben werden, wenn ein oder mehrere Milchprodukte trotz Intoleranz (in geringen Mengen) vertragen werden.

Diese individuell angepassten Foodcards können dann beispielsweise bei Restaurant- und Cafébesuchen eingesetzt werden. Beim Bestellen wird die Karte beim Kellner abgegeben und darum gebeten, dass sie an den Koch weitergereicht wird. So weiß dieser genau, worauf er beim Zubereiten der bestellten Speise achten muss und selbst spart man sich die lange, oft auch umständlich und unangenehme Erklärung bei der Bestellung.

Der Test

Als laktoseintolerante Reisende, fand ich diese Idee durchaus interessant. Vor allem, weil die Karten auf 20 verschiedenen Sprachen erhältlich sind. Trotzdem war ich anfangs etwas skeptisch. Durch meine bisherigen Erfahrungen musste ich nämlich lernen, dass Mitarbeiter in Restaurants und Cafés oft gar nicht daran denken, dass es Dir nach dem Verzehr schlecht gehen könnte, wenn die Zutaten, nach denen Du dich erkundigst, doch in der Speise enthalten sind. Manchmal wissen sie auch einfach nicht was in den Produkten steckt, die sie verkaufen. Meine Vermutung war es also, dass ich und meine Intoleranz erst in Restaurants ab einer bestimmten Preisklasse wirklich ernst genommen werden würden und die Foodcards dementsprechend auch nur in diesen Restaurants wirklich funktionieren könnten. Ich packte die kleinen Kärtchen in  mein Portemonnaie und trug sie die letzten Monate so bei mir – auf Reisen und daheim.

Meine erste Foodcard habe ich in Brighton, England getestet. Aufgrund meiner oben geschilderten Vermutung, habe ich absichtlich ein Familienrestaurant ausgewählt – einen Italiener. Ich bestellte Spaghetti Bolognese, die öfters mit etwas Butter zubereitet wird und reichte der Kellnerin mit einem Lächeln meine Foodcard. “Would you mind giving this to the chef to make sure that there are no dairy products in the sauce? I’m intolerant to lactose.” Sie schaute etwas verdutzt. Erst auf die Karte, dann wieder zu mir, dann wieder auf die Karte. Und ich hatte das Gefühl sie denkt sich: “Toll, wieder so eine mit Extrawünschen”. Aber dann lächelte sie sehr freundlich und sagte: “That’s really practical, makes it so much easier” und verschwand in der Küche. Kurz darauf kam sie mit der Karte wieder zu unserem Tisch und bedankte sich für die Hilfe. Ich war positiv überrascht.

Auch in Deutschland habe ich die Foodcard getestet. Und zwar in einem Restaurant mit französisch-amerikanischer Speisekarte in Hamburg. Hier entschied ich mich für das Filet De Saumon Grillé mit Limonen-Aioli – und blamierte mich etwas. Da ich nämlich gerade aus einem vierwöchigen Aufenthalt in England wiederkam, bat ich den netten Herren der unsere Bestellung entgegennahm, die Foodcard dem “Chef” zu geben, statt dem “Koch”. Dementsprechend schaute er mich etwas verwirrt und vielleicht auch etwas entnervt an. Auch er verschwand mit dem Kärtchen in der Küche und kam dann wieder um mir zu erklären, dass die Limonen-Aioli Laktose enthält, ob er diese einfach weglassen könnte. Sehr gerne. Ich erklärte kurz, dass ich natürlich den Koch gemeint habe und freute mich, dass ich beim Bestellen nicht einmal das Wort “Laktoseintoleranz” in den Mund nehmen musste.

Als letztes noch ein Beispiel aus Italien. In einem Hotel/Pizzeria/Restaurant in Este bestellte ich Tagliatelle al Ragù d’anatra. Die Kellnerin hat sofort sehr positiv reagiert, hat die Karte bewusst gelesen und ging selbst schon die Zutaten meiner Bestellung nach Laktose-Fallen durch. Trotzdem wollte sie die Karte zur Sicherheit auch noch einmal dem Koch geben. Als sie wiederkam hat sie sich sehr positiv über das Konzept ausgesprochen. Schließlich seien solche Lebensmittelunverträglichkeiten eine cosa delicata (delikate Angelegenheit) und ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt.

Das Fazit

Da das Konzept noch sehr unbekannt ist, muss mit einer kurzen Verwunderung der Kellner/innen gerechnet werden, wenn die Karte übergeben wird. Ich war allerdings positiv überrascht darüber, wie ernst mein Anliegen doch in jedem der getesteten Restaurants genommen wurde und fühlte mich in Bezug auf die Zutaten in meinem bestellten Essen um einiges wohler. Außerdem fand ich persönlich es sehr angenehm, bei der Bestellung keine lange Erklärung abgeben zu müssen. Logisch, dass ich keine Lasagne bestellen und erwarten kann, dass diese nun auf magische Weise ohne Käse, Milch und Butter auf meinem Teller landet. Aber um sicher zu gehen, dass keine Soßen oder Dressings auf das Essen gegeben werden oder die Speise nicht mit Butter zubereitet und in Butter gebraten wurde, sind die Foodcards wirklich sehr hilfreich – auf Reisen und zu Hause.


Disclaimer: Das Produkt habe ich auf Anfrage des Unternehmens getestet – die Foodcards wurden mir dazu zur Verfügung gestellt. Alle Meinungen sind, wie immer, meine eigenen und die Erfahrungen wurden genau so veröffentlicht, wie ich sie erlebt habe.

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