Als das erste mal der Gedanke aufkam, nach Dubai zu reisen, war ich skeptisch. Alles so künstlich, dachte ich mir. Ich will die Welt bereisen, Naturschauspiele bewundern, Kulturen und Traditionen kennenlernen. Würde ich an einem so künstlichen, so durch und durch von Mensch geschaffenem Ort das Gefühl haben ein weiteres Stück der Welt kennenzulernen – oder nur die Baukünste des Menschen bewundern? Beides, wie es sich herausstellte. Diese Ecke der Welt, die ich zuvor noch nicht gesehen hatte, erwies sich als eine voller Extremen. Das eine faszinierte, das andere schockierte. Beides war die Reise wert.
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Viele Fotografen sind der Meinung, dass es nicht besonders schön ist, in Hochformat zu fotografieren. In Dubai kommt man kaum drum rum. Die glänzenden, gespiegelten, Lichter-wechselnden Riesen schießen in die Höhe, wohin das Auge reicht. Wo es noch keine gibt, werden sie gebaut. Der Reichtum der Stadt ist nicht zu übersehen, der eine Wolkenkratzer übertrifft den anderen und der Wettbewerb geht immer weiter.
Alles ist von Menschenhand geschaffen. Für Tiere und Natur ist in dieser künstlichen Stadt keinen Platz. Doch was der Stadt an Natur fehlt, gleicht sie in Architektur wieder aus. Zu ihr gehört das größte Gebäude der Welt und wer will kann bei 37 Grad Ski laufen. Hier scheint alles möglich zu sein. Mein Bruder philosophierte eine ganze Weile darüber, ob der Name “Dubai” vom Englischen to buy stämme. Auf den ersten Blick scheint genau dies das Hauptmerkmal Dubais zu sein: Wolkenkratzer, die Reichtum und Luxus symbolisieren. Auf den zweiten Blick wird noch etwas anderes deutlich, was diesen sonderbaren Ort ausmacht: Kontraste. So kommt es schonmal vor, dass man in einem unwirklich warmen und klarem Meer badet und eine sonderbare Mischung aus Palmen, Hochhäusern und Kamelen betrachtet.
Auch die Souks in Dubai bieten einen starken Kontrast zu glanzvollen Hochhäusern, Luxushotels und großen Autos mit getönten Scheiben. Hier herrscht stattdessen ein wildes Gedränge, das von Farben, Mustern und Gewürzen dominiert wird. Verkäufer, die scheinbar alle Sprachen der Welt sprechen, rufen die Besucher herbei um ihnen Besonderheiten des Orients zu verkaufen. Schokolade aus Kamelmilch, starke Minze gegen Erkältung und alle erdenklichen Kleidungsstücke in einem bunten Wirrwarr.
Nach der verkaufslustigen Menschenmenge in den Souks schipperten wir in einem kleinen Holzboot, das von seinem Fahrer mit dem Fuß gesteuert wurde, über den Dubai Creek. Der Meeresarm des persischen Golfes ist der perfekte Ausgangspunkt um die Stadt in Ruhe in seiner Vielfältigkeit zu betrachten. Hier verschmelzen Hochhäuser und Hafenleben und werden zu einer eigenartigen, voneinander lebenden Kombination.
Auf dem oberen Foto sind traditionelle arabische Handelsschiffe zu sehen. Aber auch Luxusyachten sind nicht ungewöhnlich auf dem Dubai Creek.
Im Endeffekt war die Entscheidung nach Dubai zu reisen, genau die richtige. Diesen Teil der Welt, so künstlich er auch sein mag, ist so außergewöhnlich wie kaum ein anderer. Auf der einen Seite gibt es die Stadt, ein extravaganter Dschungel aus Wolkenkratzern der sich rasant weiterentwickelt, immer eine Etage höher – ein reines Menschenprodukt. Auf der anderen Seite gibt es die Wüste, eine vollkommen unberührte Landschaft, die mit Künstlichkeit und Wettbewerb nicht weniger zu tun haben könnte. Das ist das Dubai, was ich erlebt habe. Eine Welt voller Extremen. Drastisch und sehenswert.
Kuriose Tatsachen:
- In den VAE ist Freitag Sonntag. Am arabischen Freitag wird nicht gearbeitet, dafür viel gegessen.
- Shisha statt Alkohol. Alkohol wird in Dubai nicht öffentlich verkauft und auch in Restaurants muss man meistens auf das Gläschen Wein verzichten. Statt zum Feierabend-Bier trifft man sich unter Freunden in Dubai zum Shisha (Wasserpfeife) rauchen.
- Auch auf der lokalen Währung findet die Shisha ihren Platz. Auf der Rückseite (oder Vorderseite?) der Münzen ist eine Wasserpfeife abgebildet